Barhuf oder Beschlag?

Die Entscheidung , ob Ihr Pferd Barhuf oder mit Eisenbeschlag laufen soll ist nicht immer ganz einfach. Im Folgenden finden Sie die jeweiligen Vor- und Nachteile von Barhuf und Eisenbeschlag.

 

 

Vorteile des Eisenbeschlags

1) Schutz vor übermäβigem Abrieb:

 

Für den Menschen hat das Beschlagen mit Hufeisen den Vorteil, dass der Huf vor übermäβigem Abrieb geschützt wird, wenn dieser durch die Nutzung des Pferdes höher ist als das nachwachsende Horn.

 

 

2) Schmerzausschaltung/Symptomunterdrückung:

 

Da durch den Eisenbeschlag sowohl die Hufmechanik als auch der Tastsinn eingeschränkt wird kann ein Beschlag schmerzlindernd wirken. Wird durch den Eisenbeschlag jedoch die Ursache der Schmerzen nicht auskuriert, wird sich die problematische Hufsituation langfristig eher verschlechtern.

 


 

Nachteile des Eisenbeschlags und Auswirkungen auf die Pferdegesundheit

 

1) Einschränkung der Hufmechanik/Elastizität der Hornkapsel:

  1. Das eisenbeschlagene Pferd wird seines Tastsinnes beraubt. Durch den direkten Bodenkontakt kann das Barhufpferd den Untergrund fühlen und seinen Gang/Geschwindigkeit entsprechend anpassen. Der Eisenbeschlag reduziert jedoch die "Fühlfähigkeit", wodurch das Pferd prinzipiell unvorsichtiger mit seinen Gliedmaβen umgeht. Lahmheiten und Verletztungen können die Folge sein.
  2. Da die vertikale Beweglichkeit der Hornkapsel durch die Starrheit des Eisens verhindert wird, kann sich der Huf nicht mehr an den Boden anschmiegen. Dadurch kann der beschlagene Huf Stöβe nicht mehr abdämpfen, im Gegenteil, durch die Starrheit des Eisen sowie sein Gewicht wirken die Stöβe nun härter und ungedämpft direkt auf Knochen und Gelenke.
  3. Durch die geringere Beweglichkeit der Hornkapsel wird die Blutversorgung im Huf herabgesetzt. Dies wiederum kann zu einem verminderten Hornwachstum und Hornqualität führen.

2) Bildung von Stellungsfehlern:

 

  1. Ein Huf, der mit Eisen beschlagen ist, wird ungleichmäβig abgerieben. Der Zehenbereich der Hornkapsel ist fest mit dem Eisen verbunden, wodurch hier kein Abrieb entsteht. Die Trachtenwand bewegt sich jedoch über dem Eisen, so dass sich der Huf im Trachtenbereich abreibt. Stellungsfehler, wie bspw. eine nach hinten gebrochene Huf-Fessel-Achse (Hyperextension), Trachtenzwang und schiefe Hufe können unter Beschlag schneller entstehen bzw. sich noch verschlimmern.
  2. Um die sich anbahnenden Stellungsfehler zu verhindern versucht der Hufschmied diese bei jedem Beschlagswechsel nachträglich zu korrigieren und kommt dabei nicht darum herum jedes Mal abrupte Stellungswechsel vorzunehmen. D.h. auch die Sehnen, Bänder und Gelenke müssen sich jedes Mal schlagartig neu anpassen. Dies ist der Grund, warum die Pferde sich nach einem neuen Beschlag erst mal wieder "einlaufen" müssen.

 

 

3) Veränderung des Gangbildes:

 

Zum einen das Gewicht des Hufeisen als auch die Fliehkraft wirken sich auf die Gangmechanik des Pferdes aus. Alle Gliedmaβenstrukturen müssen viel mehr Hebearbeit leisten.

 

 4) Erhöhte Verletzungsgefahr für Mensch und Tier:

 

Eisenbeschlagene Hufe sind wie bewaffnete Hufe. Aus Angst vor Verletzungen sind viele Pferdebesitzer gegen eine Gruppenhaltung und die Pferde müssen der Hufe wegen in Einzelhaft vor sich hinleiden.

 

5) Erhöhte Unfallgefahr:

 

Auf sehr glatten oder gerölligen Boden findet der beschlagene Pferdehuf weniger Halt, die Rutschgefahr ist deutlich erhöht.

 

6) Beschädigung der Hornkapsel:

 

Erstens sind die Nagellöcher Eintrittspforten für jegliche Keime und zweitens wirken die Nagellöcher wie Sollbruchstellen. Die Hufkapsel kann hierduch viel schneller einreiβen.

 

 

7) Korrektur des Hufes ist nicht möglich:

 

Eine langfristig erfolgreiche Korrektur eines Hufes ist mit Eisenbeschlag nicht möglich. Die Huforthopädie nutzt die Faktoren Abrieb und Bodengegendruck, diese lassen sich aber nur am Barhuf steuern.

 

 

 

Nachteile des Barhuf Laufens

Für das Pferd ergeben sich durch das Barhuf Laufen keinerlei Nachteile, denn dies ist der natürliche Zustand. Bisher ist auch noch kein Fohlen mit Hufeisen auf die Welt gekommen. Sollte ihr Pferd nicht Barhuf laufen können, sollten Sie nach den Gründen suchen und diese unbedingt abstellen. Denn nicht Barhuf laufen tut weh, sondern Laufen auf kranken Hufen tut weh. Ist ihr Pferd ohne Hufbeschlag nicht mehr nutzbar, hat das Eisen die Funktion einer Gehkrücke für das Pferd übernommen. Und wie weiter oben schon beschrieben, wird sich eine problematische Hufsituation unter Eisenbeschlag meist noch verschlechtern, bis Ihr Pferd dann auch mit Eisen lahm geht!

 

Voraussetzungen für das Barhuf Laufen

Damit Ihr Pferd barhuf nutzbar ist, müssen Sie als Besitzer bestimmte Vorraussetzungen erfüllen:

 

  1. Sie müssen sich klar sein, dass nur ein gesunder Huf voll leistungsfähig ist. Sind die Hufe Ihres Pferdes krank, sollte Ihr Hauptaugenmerk erst auf der Gesundung liegen. Sehr wahrscheinlich müssen Sie Ihre Reitaktivitäten während der Rehabilitierungs- und Umstellungsphase einschränken. Evtl. können Hufschuhe in dieser Zeit den Huf vor zuviel Abrieb schützen.
  2. Sie müssen Geduld mitbringen - viel Geduld! Die Hufe Ihres Pferdes haben sich nicht von heute auf morgen verformt. Geben Sie also Ihrem Hufbearbeiter und Pferd genügend Zeit. Ein Huf braucht ca. ein Jahr, bis er einmal komplett vom Kronrand bis zum Boden runtergewachsen ist.
  3. Sie müssen rücksichtsvoll und vorausschauend mit Ihrem Pferd umgehen. Reiten Sie auf steinigen und abriebintensiven Böden besser im Schritt als im Trab oder Galopp oder führen Sie Ihr Pferd ein Stück zu Fuβ. Bei zu starkem Abrieb müssen Sie ihre Reiteinheiten einschränken, evtl. sind Hufschuhe ein Kompromiss.
  4. Trainieren Sie ihr Pferd regelmäβig. Sie können nicht erwarten, dass ein Pferd, dass auf weichen Böden steht, problemlos stundenlang über Steine gritten werden kann.
  5. Sorgen Sie dafür, dass Ihr Pferd artgerecht gefüttert wird. Als Steppentier ist das Pferd optimal an nährstoffarmes und rohfaserreiches Futter angepasst. Falsche Fütterung kann Stoffwechselprobleme und  Krankheiten wie Hufrehe provozieren.
  6. Pflegen Sie die Hufe Ihres Pferdes. Kratzen Sie diese am besten einmal täglich aus und sorgen Sie dafür, dass jeden Tag abgemistet wird.